Eines Menschen Status: Selam Tassew

Selam’s grösster Wunsch ist es, Kosmetikerin zu werden. Wenn wir von unseren Verhältnissen ausgehen, kann dieser Wunsch durchaus bescheiden anmuten. Doch für Selam ist er gross, da Wünsche immer grösser werden, wenn sie unerfüllbar scheinen. Für uns in der Schweiz ist es selbstverständlich, dass wir unter einigermassen gesunden Umständen lernen dürfen und können, was wir wollen. Doch Selam’s „Status“, was schrecklich tönt, doch wahr ist, ist eben ein anderer.

 

Aus einem fernen Land

Sind wir uns bewusst, wie anders die Umstände sein können? Selam’s fernes Land heisst Äthiopien und ihr Status war nicht der einer Reisenden, sondern der einer Flüchtenden.

Schminkbar und soziales Engagement

Als Lia und Kim angefragt wurden, ob Selam in der Schminkbar arbeiten könne, haben sie nur den Bruchteil einer Sekunde gezögert. Einen Bruchteil, weil es doch einige Überlegungen braucht, um jemanden aufzunehmen, der überhaupt nicht in unsere Arbeitswelt integriert ist. Die Sprache spielt eine grosse Rolle, nicht nur im Kundenkontakt. Auch, welche Möglichkeiten und Perspektiven sich für beide Seiten ergeben sollen.

Jetzt ist Selam da und macht ein Praktikum, welches acht Monate dauert und ganz und gar auf sie zugeschnitten ist, was wiederum Zeit und Fleiss gekostet hat.

 

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm

Wie können wir helfen? Durch unser Leben im Überfluss vergessen wir, dass vieles nicht selbstverständlich ist. Wir leben da, wo andere nur in ihren Träumen hinkommen. Das Leid der Welt ist gross, wir sollten dringend und immer mal wieder über unseren gut gefüllten Tellerrand schauen. Natürlich können wir auch über Landesgrenzen schauen, doch oft braucht es nur einen Blick in unser Umfeld, in die Nachbarschaft, in den unmittelbaren Alltag. Als ich Selam fragte, wer zu ihren drei kleinen Kindern schaut, wenn sie arbeite, meinte sie: „meine Nachbarin“.

Helfen aus dem Überfluss

Der englische Schriftsteller und Gesellschaftskritiker Charles Dickens hat gesagt: „Tue soviel Gutes wie du kannst und rede so wenig wie möglich darüber“…Nicht immer können wir unsere Kraft direkt und so unmittelbar einsetzen, aus verschiedenen Gründen. Soziales Engagement ist auch nicht allen gegeben. Manchmal können wir nur wenige Franken an ein Hilfsprojekt überweisen, manchmal tun wir gar nichts oder haben genug mit uns selbst zu tun. Uns geht es gut. Doch ein Lächeln, ein inneres Annehmen oder ein Mitgefühl ist weit über alle Grenzen hinaus spürbar und bewirkt mehr, als es uns in Wirklichkeit kostet.